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Name: T.I.Favorit von: beide
Wenn sich die Kritiker in Lobeshymnen überschlagen und Hip Hop-Magazine von New York bis Tokio ihren neuen König gefunden haben, muss an einem so genannten Hype etwas dran sein. 2006 kommt es zu einer solchen Situation. Ein junger Herr namens Clifford Harris Jr., besser bekannt unter seinem Rap-Alias T.I., räumt mit seinem vierten Album "King" die Szene auf. Der Süden ist in Hochkonjunktur und T.I. der selbsternannte Monarch. Doch zu dem Hype gibt es natürlich eine Geschichte. Am 25. September 1980 geboren durchlebt Clifford Harris die Jugend eines kämpfenden Heranwachsenden zwischen delinquenten Straßenjobs und dem Traum von einer Rapkarriere. In Atlanta haben bis zu diesem Zeitpunkt lediglich Outkast, Goodie Mob und Jermaine Dupri etwas zu sagen. Daran kann auch T.I.s Debüt "I'm Serious" 2001 trotz Unterstützung von Pharrell Williams, Beenie Man, der Youngbloodz und Jazze Pha nicht viel ändern. Die Scheibe avanciert eher zum Ladenhüter als zum Verkaufsschlager - ein harter Dämpfer für die noch junge Karriere. Doch der hoch motivierte T.I. arbeitet in Bankhead, Atlanta eifrig zweigleisig an den Karrieren in der Musik und in der Kriminalität. Zwei Karrieren, die er in dem Song "T.I. vs. T.I.P." von seinem zweiten Album "Trap Muzik" mit Namen nennt: T.I. ist der Rapper, T.I.P. (sprich Tip) der Hustler auf den Straßen Atlantas. Ein Anflug von Schizophrenie ist nicht zu leugnen. Laut Eigenaussage gerät der kriminelle T.I.P. jedoch mit dem steigenden Erfolg in der Musik zwangsläufig immer mehr in den Hintergrund. Diesen Erfolg läutet der zweite Longplayer "Trap Muzik" mit über 900.000 verkauften Einheiten ein. Großen Anteil daran hat "Rubberband Man", eine Single, die aus der vergangenen Karriere als Drogendealer keinen Hehl macht. Rubberbands, also Gummibänder, tragen die Hustler auf der Straße an Fuß- und Handgelenken, um ihre Dollarscheine damit sicher am Körper zu verstauen. Die Single chartet, und T.I. ist auf dem Weg, das neue große Ding des Südens zu werden. Doch der Arm des Gesetzes schiebt der Karriere vorerst den Riegel vor. T.I. wird wegen Verstoß seiner Bewährungsauflagen zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Auflagen gehen auf eine Verurteilung aus dem Jahr 1998 zurück, als die Polizei T.I. bzw. T.I.P. beim Verkauf von Drogen erwischt hatte. Glück im Unglück: T.I. darf das Gefängnis in bestimmten Fällen verlassen, um weiter Musik zu machen, Videos zu drehen und Auftritte zu absolvieren. Ein glückliches Entgegenkommen der Behörden, das T.I. mit dem 18 Monate später erscheinenden Album "Urban Legend" auch zu schätzen weiß. Die Platte verkauft sich wie geschnitten Brot und wird mit über einer Million abgesetzter Einheiten zu einem der schnellst verkauften Alben des Dirty South-Raps. Eine ganze Meute von Hip Hop-Vertretern aus dem Derrty Derrty unterstützt T.I. bei seinem bis dato erfolgreichsten Longplayer. Der Süden freut sich im Großen und Ganzen über so viel Aufmerksamkeit, jedoch gönnt T.I. nicht jeder seinen Erfolg. Es folgen ausufernde Diss-Geschichten mit Lil' Flip und Ludacris, die im Fall von Lil' Flip sogar in einer handfesten Auseinandersetzung endet. Ansonsten kann sich T.I. nicht beschweren. Die eigene Karriere geht steil, und das eigene Label Grand Hustle floriert. Ein gutes Dutzend Künstler findet dort Platz für ihren Broterwerb, darunter DJ Drama, der die überaus erfolgreiche Gangsta Grillz-Reihe erfunden hat. Außerdem erscheint auf Grand Hustle der Soundtrack zum Hollywood-Blockbuster "Hustle & Flow" mit dem Oscar-vergoldeten Three 6 Mafia-Track "It's Hard Out Here For A Pimp". Die Motivation steigt ins Unermessliche. T.I. will der erste Rapper sein, der mit seinem Album auf Platz Eins der Charts steht und gleichzeitig als Schauspieler die Kinohitliste anführt. Die Platte "King" und der Hollywood-Streifen "ATL" sollen es möglich machen. Der Coup gelingt nicht ganz. Grund dafür ist jedoch nicht das Album, sondern der Film, der an "Ice Age 2" und Spike Lees "Inside Man" scheitert. Dagegen stilisieren Kritiker und Medien "King" augenblicklich zum Klassiker. Zumindest meinen die Gazetten, dass der dreckige Süden Vergleichbares selten bis gar nie hervorgebracht hat. Unterstützend legen Common, Pharrell, Just Blaze, Young Jeezy, Jamie Foxx, UGK und Young Buck Hand an und sorgen dafür, dass "King" allein in der ersten Woche 500.000 Mal über die Ladentische wandert. Wirklich darüber freuen kann sich T.I. jedoch nicht. Wenige Wochen vor dem Release von "King" ereignet sich ein Zwischenfall mit weitreichenden Konsequenzen. T.I. und seine Truppe geraten nach einer Party in Cincinnati mit Gästen des Nachtclubs in einen Streit. Die Auseinandersetzung endet in einem Scharmützel, bei dem vier Kollegen T.I.s angeschossen werden und einer an den Folgen seiner Verletzungen stirbt. Der Beginn seiner Regierungszeit als König des Südens steht somit unter einem denkbar schlechten Stern. Seine Untertanen stehen jedoch bedingungslos hinter ihrem Regenten.
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